Eine Schicht beim Ordnungsamt

Die Sonne hat ihren höchsten Punkt am Himmel erreicht, und die Mittagshitze flimmert über den Asphalt. Ich treffe mich mit Frau Müller, einer erfahrenen Mitarbeiterin des Ordnungsamtes in unserer Stadt, die mich heute durch ihre Schicht begleiten wird. Wir starten im Verwaltungsgebäude, wo die Mitarbeiter des Ordnungsamtes ihre Anweisungen und Tagespläne erhalten.

„Wir haben heute einige Baustellen und Parks im Fokus“, erklärt Frau Müller, während sie ihre Uniform anzieht. Ihre Ausrüstung umfasst eine mobile Funkverbindung, ein Tablet und diverse Formulare. „Unser Job ist vielfältig. Es geht nicht nur um Strafzettel, sondern um das gesamte Stadtbild.“

Unsere erste Station ist eine Baustelle im Stadtzentrum. Hier kontrolliert Frau Müller, ob die Absperrungen korrekt und sicher aufgestellt sind. „Sicherheit hat oberste Priorität. Ein kleines Versäumnis kann große Auswirkungen haben“, sagt sie und weist einen Arbeiter an, einen losen Zaunpfosten zu sichern.

Als wir weiterziehen, fällt uns ein parkender Wagen auf, der halb auf dem Gehweg steht. „Das ist ein klassischer Fall“, meint Frau Müller und beginnt, die Daten des Fahrzeugs in ihr Tablet einzutragen. Innerhalb weniger Minuten druckt sie einen Strafzettel aus und platziert ihn hinter dem Scheibenwischer. „Wir versuchen, gerecht zu sein und achten darauf, dass die Verkehrssicherheit gewährleistet ist“, fügt sie hinzu.

Unser Weg führt uns nun in einen nahegelegenen Park, wo wir auf eine Gruppe Jugendlicher treffen, die laute Musik hören und Müll hinterlassen haben. Frau Müller nähert sich ruhig und höflich. „Bitte räumen Sie Ihren Müll auf und denken Sie an die anderen Parkbesucher“, bittet sie. Nach kurzer Diskussion beginnen die Jugendlichen, ihren Bereich zu säubern. „Konfrontationen gibt es oft, aber die meisten Menschen sind einsichtig, wenn man vernünftig mit ihnen spricht“, erklärt sie.

Mittags machen wir eine kurze Pause. Im Café neben dem Rathaus erzählt mir Frau Müller von den Herausforderungen ihres Berufs. „Es ist ein harter Job, weil man oft auf Unverständnis und manchmal sogar Aggression trifft. Aber es gibt auch viele positive Begegnungen. Wir helfen, die Stadt sicher und lebenswert zu halten.“

Nach der Pause geht es weiter in ein Wohngebiet, wo sich Anwohner über illegale Müllablagerungen beschwert haben. Auf einem kleinen Spielplatz entdecken wir tatsächlich mehrere Müllsäcke und alte Möbelstücke. „Das ist leider keine Seltenheit“, seufzt Frau Müller und dokumentiert die Situation mit ihrem Tablet. „Wir werden die zuständigen Stellen informieren, damit der Müll schnellstmöglich entfernt wird.“

Plötzlich erreicht uns ein Funkspruch: In einem nahegelegenen Einkaufszentrum gibt es eine Auseinandersetzung zwischen einem Ladenbesitzer und einem Kunden. Wir eilen zum Einsatzort, wo Frau Müller souverän die Situation beruhigt. Mit klaren, sachlichen Worten trennt sie die Streitenden und schafft es, die Wogen zu glätten. „Ein Teil unserer Arbeit ist auch Mediation. Es ist wichtig, Ruhe zu bewahren und deeskalierend zu wirken“, erklärt sie mir.

Der Tag neigt sich dem Ende zu, und wir kehren zurück ins Büro. Frau Müller gibt ihre Berichte ab und übergibt die gesammelten Daten an ihre Kollegen. „Jeder Tag ist anders und bringt neue Herausforderungen. Das macht den Job spannend, aber auch anstrengend“, fasst sie zusammen.

Als ich mich verabschiede, bin ich beeindruckt von der Bandbreite der Aufgaben, die das Ordnungsamt abdeckt. Die Mitarbeiter sorgen nicht nur für Ordnung und Sicherheit, sondern auch für ein harmonisches Zusammenleben in der Stadt. Ihre Arbeit bleibt oft unsichtbar, doch sie ist essenziell für das Funktionieren des städtischen Lebens. Diese Schicht beim Ordnungsamt hat mir einen tiefen Einblick in einen oft missverstandenen Beruf gegeben und meinen Respekt für die Menschen, die ihn ausüben, erheblich gesteigert.